Freundeskreis der Hebel-Realschule Waghäusel in Speyer
Sichtlich erfreut waren die Elternbeiratsvorsitzende Ursel Scheurer und Schulleiter Herbert Schöttle über das überaus positive Echo, das der Freundeskreis der Hebel-Realschule auf seine Einladung zu einer historischen Exkursion nach Speyer erfahren durfte. Aus dem Einzugsbereich der Schule waren über 30 historisch Interessierte gekommen, um sich in Speyer auf die Suche nach der Spuren großer Ereignisse der europäischen Geschichte zu machen. Ursel Scheurer zeigte sich deshalb davon überzeugt, „dass dieses Angebot des Freundeskreises nach einer Fortsetzung ruft“.
Als Einstieg in die Führung wählte Artur J. Hofmann die Protestation von 1529 auf dem Reichstag zu Speyer. Ein Ereignis, das auch die Bezeichnung „Protestanten“ für die Anhänger der Lehre Luthers zur Folge hatte. Er zeigte auf, in welch vielfältiger Weise dieses Ereignis in Speyer seine Spuren hinterlassen hat, wobei er besonders auf den Bau der Retscherkirche als Gedächtnis an die Protestation in Speyer und die Geschichte des Patrizierhauses der Retschelins einging. Er interpretierte schlüssig das Engagement der süddeutschen katholischen Fürsten aus dem Hause Wittelsbach und Habsburg bei der sehr eigenwilligen Domrestauration ab Mitte der 1840er Jahre als Symbol des Ringens um die kulturelle Meinungsführerschaft in Deutschland.
Aber auch am Dom selbst, so zeigte Artur J. Hofmann anschaulich auf, lassen sich an der imposanten Außenfassade die großen geschichtlichen Ereignisse mit aufmerksamen Auge durchwandern. So sind noch ganz deutlich die Spuren der großen Katastrophe von 1689 zu sehen, als Speyer dem Erdboden gleichgemacht und der Mittelteil des Domes zum Einsturz gebracht wurde. Eine weitere Station der historischen Spurensuche war das Heidentürmchen, eine der wenigen Reste der alten Stadtmauer aus der Zeit vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg.
Die Bronzegruppe „Fährmann hol über“ im Domgarten erinnert an die Völkerschlacht von Leipzig 1813, wo der Sage nach die acht Könige und Kaiser aus ihrer Gruft im Speyerer Dom aufstanden und sich über den Rhein setzen ließen, um Deutschland in großer Not beizustehen.
Die letzte Station der Führung war die Figurengruppe der Salierkaiser an der alten Festungsmauer. Die Kaiserplastiken, vom Kreuznacher Bildhauer Ludwig Cauer für das Gedenken der Protestation im Jahr 1929 geschaffen, und erst 1966 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, schildern in dichter symbolischer Aussagekraft das Schicksal dieser Herrscherfamilie. Heinrich IV. wird im Kampf um die Kaiserkrone gegen seinen Gegenspieler Rudolf von Rheinfelden sehr symbolträchtig als Kampf mit einem Löwen gezeigt. Aber auch das Signal der Auflösung des Reichskirchensystems mit dem Beginn des Investiturstreit zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII wird durch diese Kaiserplastiken eindrucksvoll thematisiert. „Schade nur, dass diese Plastiken dem Verfall überlassen werden“, so der einhellige Kommentar der Exkursionsteilnehmer.